Der Film „Vampyr“ von Carl Theodor Dreyer, 1932, mit Live-Musik von und mit Artuan de Lierrée
Vampyr – Der Traum des Allan Gray ist ein deutsch-französischer Horrorfilm des dänischen Filmregisseurs Carl Theodor Dreyer, der von April bis Oktober 1930 produziert und am 6. Mai 1932 in Deutschland erstmals aufgeführt wurde. Er basiert lose auf der Novelle Carmilla des irischen Autors Joseph Sheridan Le Fanu.
Allan Gray ist ein junger Student auf der Durchreise, der von Gedanken an das Übernatürliche besessen ist. An einem Abend kehrt er in ein einsam gelegenes Gasthaus nahe der französischen Ortschaft Courtempierre ein. In der Nacht wird Allan plötzlich von einem alten Adelsmann aufgeweckt, der sein Zimmer betritt: Der alte Mann bittet verzweifelt um Hilfe und hinterlässt Allan ein Paket mit der Aufschrift „Zu öffnen nach meinem Tode“. Daraufhin verschwindet der alte Adelsmann. Allan begibt sich auf die Suche nach dem Geheimnis des Dorfes: Zunächst führen ihn Schatten in eine geheimnisvolle Burg, wo er einem einbeinigen Soldaten, einem alten Mann und einer alten Frau (wie sich später herausstellt: die Vampirin Marguerite Chopin) begegnet. Allan verlässt die Burg und folgt den Schatten weiter zu einem großen Schloss in einem weitläufigen Park. Hier lebt der alte Adelsmann und Schlossbesitzer mit seinen zwei Töchtern. Gray wird Augenzeuge, wie der alte Schlossbesitzer hinterrücks erschossen wird.
Allan Gray bleibt über Nacht als Gast im Schloss, zumal er sich in die Tochter Gisèle verguckt hat, die ihn um Hilfe bittet: Ihre ältere Schwester Léone scheint unter dem Einfluss einer mysteriösen Krankheit zu stehen. Allan findet Léone mit frischen Bisswunden am Hals im Park liegen und trägt sie wieder ins Schloss. Unterdessen erinnert sich Allan an das Paket, das ihm der alte Schlossbesitzer gegeben hatte, und er öffnet es. Darin befindet sich ein Buch mit genauen, grausamen Schilderungen über Vampire. Durch das Buch erfährt Allan, dass Léone das Opfer eines Vampirs geworden ist und offenbar unter deren Bann steht. Zwischenzeitlich wird ein Kutscher des Schlosses umgebracht. Um die kranke Léone zu behandeln, trifft der Dorfarzt ein. Allan erkennt im Dorfarzt den alten Mann, der in der geheimnisvollen Burg anwesend war. Der Dorfarzt verkündet, nur eine Blutspende könne das Leben von Léone retten – Allan spendet sein Blut und fällt darauf in einen tiefen Schlaf. Als er aufwacht, kann Allan gerade noch verhindern, dass der finstere Dorfarzt Léone vergiftet. Der Arzt entführt Gisèle und flieht aus dem Schloss.
Allan folgt dem Arzt, wird jedoch von erschreckenden Visionen geplagt; er muss unter anderem sein eigenes Begräbnis durchleben. Der alte Schlossdiener findet unterdessen Grays Vampirbuch und erfährt, dass man Vampire töten kann, wenn man einen Eisenstab durch ihr Herz bohrt. Allan und der Schlossdiener exhumieren den Körper der Vampirin Marguerite Chopin, die als Drahtzieherin der Untaten ausgemacht wurde, und töten sie auf die im Buch angegebene Weise. Mit der Vernichtung der Vampirin erholt sich auch Léone. Marguerites Gehilfen, der Dorfarzt und der einbeinige Soldat, werden von Marguerites Geist heimgesucht und Allan schafft es, Gisèle zu befreien. Der Dorfarzt wird dabei in einer Mühle unter Unmengen von Mehl begraben. Gisèle und Allan gehen durch einen hellen Wald im Morgengrauen.
An den Kinokassen war Vampyr ein Misserfolg. Inzwischen gilt Vampyr in vielen Kreisen als einer der besten Horrorfilme aller Zeiten. Das Lexikon des Internationalen Films schrieb: “Durch die subtile Lichtregie und kaum merkliche Akzentverschiebungen entsteht ein Klima unfassbarer Bedrohung, in dem sich Traum und Wirklichkeit in ständigem Wechsel durchdringen. Auf raffinierte Weise entzieht sich der Film sowohl den expressionistischen Normen des Fantastischen als auch der naturalistisch-künstlichen Darstellung des Grauens.”